Das Musical

Inhalt 
Der junge Forscher Viktor Frankenstein hat eine Vision: Getrieben von der Stimme seiner toten Mutter, will er die bestehende Ordnung hinter sich lassen und als erster Mensch mit Hilfe der Wissenschaft ein künstliches Lebewesen erschaffen. Als Herr über Leben und Tod erweckt er jedoch in seinem Labor eine Kreatur aus Leichenteilen zum Leben, die ihn zutiefst schockiert und auf einmal mehr Raum in seinem Leben fordert, als Viktor geben kann. Er wendet sich schließlich von seinem schrecklichen Geschöpf ab und löst damit eine unheilvolle Entwicklung aus: Sein verstoßenes Geschöpf schwört Rache.  

Das Musical von Stephan Kanyar (Musik) und Michael Seyfried (Text) hält sich an die Romanvorlage Frankenstein oder Der moderne Prometheus von Mary Shelley aus dem Jahr 1818 und wurde 2004 in Ingolstadt, einem Schauplatz des Romans, uraufgeführt. Abseits vom Horror-Genre, für das Frankenstein üblicherweise steht, beschäftigt sich das Stück mit den aktuellen Fragen: Welche Verantwortung hat der Mensch? Was darf wissenschaftlicher Fortschritt?


Musik und Entstehung
Das Musical Frankenstein entstand während der Saison 03/04 im Auftrag des Theater Ingolstadt. Dort erlebte es auch am 15. Dezember 2004 seine Uraufführung und wurde zwei Spielzeiten lang mit durchweg großem Erfolg und vor ausverkauftem Haus gespielt.


Die Handlung des Musicals orientiert sich weitestgehend an Mary Shelleys Vorlage. Lediglich ein paar Kleinigkeiten wurden zugunsten einer größeren Bühnenwirksamkeit und einer stringenteren Erzählform verändert.


Die formelle Grundstruktur des Abends ist die eines klassischen Musicals. Lieder und Spielszenen wechseln sich ab und werden dabei durch Tanzszenen ergänzt. Die Spielszenen sind jedoch sehr kurz gehalten, so dass der Abend sein Tempo über die Musik entwickelt.


Die Stilistik der Musik teilt sich in zwei Bereiche. In den Liedern handelt es sich um eine emotional kraftvolle, eingängige Sprache. Bereiche der Pop-Musik werden berührt, auch Titel deren Gestus an Rock erinnert tauchen auf. Diese Stilmittel werden jedoch immer der aktuellen Situation und der gesamten Sprache der Show untergeordnet, wodurch sich eine große Einheit bildet. Es werden nicht nur Stile durchexerziert, sondern sie werden vielmehr in den Dienst einer Situation oder einer Emotion gestellt. Sie können verändert werden, können kippen oder gebrochen wirken. In den Liedern des Monsters finden sich Dissonanzen, in Victors Phantasien tauchen harmonische Wendungen auf, welche man in der Unterhaltungsmusik so nicht unbedingt erwarten würde.


Der zweite Bereich sind die Instrumental-Sequenzen (z. B. in den Tanz-Szenen, in der Schöpfung des Monsters oder in Elizabeths Sterbe-Szene). Dort benutzt Stephan Kanyar Techniken, welche eher der zeitgenössischen Musik zuzuordnen sind. Und dennoch unterhält diese Musik. Den Hauptgrund dafür besteht darin, dass zeitgenössische Stilistiken in dieser Show nie als Selbstzweck erscheinen, sondern nur um einer Situation oder Emotion zu ihrem Recht zu verhelfen.


Basierend auf den Erfahrungen der ingolstädter Uraufführung, haben (Komponist) Stephan Kanyar und (Autor) Michael Seyfried, einige Änderungen an der Show vorgenommen welche sich aus den Beobachtungen der Ingolstädter Produktion als notwendig herauskristallisiert hatten.


Der größte Eingriff betrifft das Ende des Stückes. In der alten Fassung kommt es, nachdem Elizabeth gestorben ist, in der Antarktis zu einer letzten Begegnung zwischen Victor und dem Monster. Beide brechen im Eis ein und sterben. Musikalisch unterstützt wurde diese Szene durch eine Chor aus dem Off. Diese Idee eines „kleinen“ Endes wurde nun im nachhinein revidiert und aus dieser Begegnung der Beiden Hauptcharaktere der musikalische Höhepunkt des Stückes gemacht. Jeder der Beiden hat noch ein zusätzliches Lied bekommen. Diese beiden Lieder steigern sich zu einem Duett, welches dann durch den Chor aus dem Off verstärkt wird, bis sie endlich im Todeskampf im Eis einbrechen. Dieser Klimax am Ende des Stückes hebt den Abend am Ende nochmals auf ein neues emotionales und musikalisches Level.


Die weiteren Änderungen betreffen eher kleine Eingriffe in die Orchestrierung (welche nun druckvoller und effektvoller ist als die der Ingolstädter Serie), einige kleine Striche und Hinzufügungen und das kürzen einzelner Szenen, so dass das Musical noch einmal an Tempo und Kraft gewonnen hat. Insbesondere nimmt das Stück nun zu Beginn schneller Fahrt auf.